Geschichtliches

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Artikel: Geschichtliches

Die Reichsbahn war in mehrerlei Hinsicht in die Verbrechen der NS-Zeit verwickelt.

Unter Führung ihres Generaldirektors Dorpmüller ordnete die Deutsche Reichsbahn ihre wirtschaftlichen Aktivitäten den Interessen des nationalsozialistischen Staates unter und setzte alle politischen Vorgaben um. Gewerkschaften wurden verboten, Gegner des Nationalsozialismus entlassen und jüdische Kollegen spätestens 1935 zwangspensioniert.

Mit dem Überfall auf Polen im September 1939 wurde die Reichsbahn ein Instrument des Krieges. Sie transportierte Soldaten, Waffen und Verpflegung zu den Kriegsschauplätzen in ganz Europa. Sie stellte die Züge für Zwangsarbeitertransporte, Kriegsgefangene und die Deportationen der europäischen Juden, Sinti und Roma zu den Ghettos, Vernichtungsstätten und Konzentrationslagern.

Ohne die Eisenbahn und insbesondere der Reichsbahn wäre die massenhafte Ermordung der europäischen Juden, Sinti und Roma nicht möglich geworden. Die Deportationstransporte wurden wie „Gesellschaftssonderzüge“ geplant und dem Auftraggeber, der SS bzw. dem Reichssicherheitshauptamt in Rechnung gestellt. In Güterwagen und alte Reisezugwagen der 3. Klasse wurden Menschen unter unmenschlichen Bedingungen deportiert.

Sowohl in den besetzten Gebieten als auch im Deutschen Reich beschäftigte die Reichsbahn Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen. Sie wurden beim Gleisbau, in den Werken und Aufräumarbeiten eingesetzt und waren meist in Barackenlagern untergebracht.

Nach dem Krieg wurde nur der stellvertretende Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn, Albert Ganzenmüller aufgrund der Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Ihm konnte eine direkte Verantwortung für die Bereitstellung von Zügen in das Vernichtungslager Treblinka nachgewiesen werde. Allerdings wurde das Verfahren 1974 wegen Verhandlungsunfähigkeit des Angeklagten eingestellt.

Eine aktive Auseinandersetzung mit den Verbrechen in der NS-Zeit hat nach dem Krieg sowohl bei der Deutschen Bundesbahn wie auch in der Reichsbahn in der DDR nicht stattgefunden.

1994 wird aus den ehemals getrennten deutschen Bahnen die Deutschen Bahn AG gegründet. Der damalige Vorstand setzt sich für eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ein. Das Mahnmal Gleis 17 am Bahnhof Grunewald wird errichtet, das DB Museum in Nürnberg eröffnet eine neue Dauerausstellung zur Rolle der Reichsbahn im Nationalsozialismus und 1999 beteiligt sich die Deutsche Bahn AG an der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, die ehemaligen Zwangsarbeitern Entschädigungen zahlt.